MS & ERNÄHRUNG


Spielt Ernährung eine Rolle bei MS?
Wenn ja, wie genau sollte sie aussehen?

Sind spezielle Ernährungsmodelle wissenschaftlich belegt?

 

Die Fachleute streiten sich zu diesem Thema. Vitamin D? Mikrobiom? Fasten? Viele Möglichkeiten! Viele Ansätze! Aber, wie sehen das Patienten eigentlich? Immerhin zeigte 2016 eine Studie der MS Ambulanz der Uniklinik Hamburg (UKE), dass von 337 befragten MS- Patienten 42% eine spezielle Ernährungsrichtlinie ausprobiert hätten. 

Berlin. Charité. 2016. Der Neurologe Dr. med. Markus Bock forscht über genau das Thema. Nach Abschluss der ersten Forschungsanalysen kommt er zu faszinierenden Ergebnissen: Eine ketogene Ernährung sowie Fasten können Einfluss auf die MS Symptome und die Lebensqualität haben. Das ist spannend, oder? Hierzu gibt es neben einer interessanten TV Reportage mittlerweile einige Artikel (DMSGAMSEL), die dieses Thema genauer unter die Lupe nehmen.

Fakt ist: wir wissen noch nicht, was hilft. Aber, wie sagte letztens ein Patient so schön zu mir: "Nur, weil ich nicht weiß, ob's geht, heißt es noch lange nicht, dass es nicht geht!" Zugegeben, eine Woche Fasten wenn Du sowieso Schwindel hast, ist vielleicht halbgut, aber es ist doch spannend zu erfahren, welche Erfahrungen Patienten live in Farbe mit unterschiedlichen Ernährungsmodellen gemacht haben. Was ändert sich nach einer Ernährungsumstellung? Was genau hat er oder sie anders gemacht, oder besser gesagt anders gegessen?

 

Also frage ich Frau Meier.

Eine MS Patientin, die lieber Meier Spezial statt MS sagt und dabei bis über beide Ohren strahlt. Neben Gleichgewicht und Gangsicherheit geht es um das Sehen bei ihr.
Die lebensfrohe junge Frau lernt viel über ihren Körper während ihrer ambulanten Reha und ich darf sie dabei begleiten.

 

Letzte Woche fragt sie mich, ob ich schon mal von der amerikanischen Neurologin Dr. Terry Wahls gehört habe, die selbst an MS leidet und ihre Ernährung umgestellt hat, da hochdosierte Medikamente ihre Schübe nicht aufhielten.
Dr. Terry Wahls recherchierte und probierte. Klick auf den TED Talk, um zum Video weitergeleitet zu werden und mehr über ihre Ernährungsreise zu erfahren.


Aber zurück zu Frau Meier.

Sie habe ihre Ernährung vor 6 Monaten umgestellt und seither Faszinierendes beobachten können. Hier beantwortet sie spannende Fragen, um ihre Erfahrung mit Dir zu teilen. Und die junge Frau erinnert vor allem an eines: Jeder hat seinen eigenen Weg mit der MS umzugehen. „Die Ernährungsumstellung nach Dr. Terry Wahls hat bei mir etwas verändert. Es sind erst 6 Monate und so eine Umstellung ist ein Langzeitprojekt. Zudem braucht der Körper Zeit. Es ist ein kleines Abenteuer zu sehen und zu erleben, was diese Ernährung mit dem eigenen Körper macht.“

Wieso haben Sie überhaupt Ihre Ernährung umgestellt? Was war der Auslöser? 
Um mein Gangbild noch sicherer zu gestalten, stellte man – sicherlich über ein Jahr lang – bei der Physiotherapie meinen Gang um. Das fühlte sich erst neu, aber ok an.
Beim Üben war ich echt fleißig. Zu eifrig. Von nichts kommt nichts, dachte ich. Doch dann rebellierte mein Körper, mein Gang glich dem einer betrunken wankenden Omi mit Schmerzen. Diese Gangumstellung hatte mein Gang- und Gleichgewichtssystem komplett aus den Fugen gehoben. Die Gangumstellung war raus. Alte Bäume verpflanzt man nicht. Es war deprimierend. Die Geschichte von Terry Wahls war ein Zufallsfund im Internet. Ich fand ihre Erfolgsgeschichte – vom Rollstuhl zur Fahrradtour mit der Familie, innerhalb eines Jahres aufgrund von Ernährungsumstellung – mehr als sagenhaft. Jeder Mensch, jeder Körper, jeder Meier Spezial Verlauf ist anders, doch probieren geht über studieren. Mein Ziel war keine Fahrradtour mit der Familie, doch ich hatte andere Ziele vor Augen, die ich erreichen wollte und hierfür war es erforderlich, dass mein Gang wieder in Gang kam. Es kostete Überwindung und war gleichzeitig ein kleines Abenteuer – diese Ernährungsumstellung.“

Was beinhaltet diese Ernährung in 3 Sätzen?
„Die in Gangsetzung der Katalysatoren im Körper, die Mitochondrien. Man
kann alles essen, doch erst NACHDEM man am Tag jeweils ca. 400 - 500 Gramm: 1. dunkelgrünes Blattgemüse, 2. buntes Obst und Gemüse (3 unterschiedliche Farben) und 3. schwefelhaltiges Gemüse verzehrt hat. Plus täglich Bio Fleisch oder fettreichen Fisch sowie einmal pro Woche Algen.“

Was hilft Ihnen dran zu bleiben? Fällt es Ihnen nicht manchmal schwer auf die Schweinshaxe zu verzichten?

"Ich merke, dass es mir gut tut, dass sich etwas mit meinem Körper tut."

"Es ist ein Langzeitprojekt, die Akkus müssen erst einmal wieder richtig aufgeladen werden. Der Körper braucht Zeit, ein gebrochenes Bein ist übermorgen auch nicht wieder komplett verheilt. Man muss auf gar nichts verzichten, doch erst die Pflicht (1. – 3. und Fleisch/Fisch) und dann die Kür. Seit 4 Wochen versuche ich zudem nur alle 12-18 Stunden zu essen. Das fühlt sich bisher gut an, auch ein Langzeitprojekt, ein kleines Abenteuer. Frühjahrsputz für die Zellen.Vor allem: es geht hier nicht ums Abnehmen, sondern wie gesagt, den Frühjahrsputz.“

Welche Symptome hatten sie vor der Ernährungsumstellung?
„Gang, Gleichgewicht… ich erinnere an die betrunken wankende Omi mit Schmerzen.“

Wie haben Sie sich nach 1 Monat, 2 Monaten 3 Monaten etc. gefühlt? Welche Veränderung ihrer Symptome haben Sie wahrgenommen?
„2 – 3 Wochen nach der Ernährungsumstellung habe ich haptische Veränderungen der Haut und Zähne bemerkt.  Erst wurde die Haut rau, fast pickelig, danch Baby-Po gleich: weich und glatt. Meine Zähne fühlen sich immer noch wie nach einer Zahnreinigung beim Zahnarzt an – spiegelglatt. Kurzzeitig wurden auch meine Augen, das Sehen, besser. Dann allerdings schlechter. Darüber hinaus bin ich normalerweise ein "kleiner Ofen". Meine Beine sind seit Jahren wie glühende Kohlen unter der Bettdecke, so sagt mein Freund jedenfalls. Das war nach 4 Wochen plötzlich weg und ist auch nicht mehr wiedergekommen. Echt verrückt. Doch ich weiß, dass ist noch nicht das Ende der Fahnenstange, es wird wieder besser und zwar deutlich. Nach einem Tief folgt ein Hoch, und man kann mit Kopf und Körper hochhinaus. Bin immer wieder verblüfft was alles möglich ist, wenn man wirklich will, losgeht und sich auf Abenteuer einlässt. Hinsichtlich Gleichgewicht und Gangbild tat sich nach vielleicht 4 – 12 Wochen etwas. Schwer zu sagen, denn parallel habe ich mit Assoziieren und Dissoziieren sowie Atemübungen angefangen. Allein die intensive Vorstellung wie wunderbar geschmeidig ich gehe, brachte grandiose Verbesserung.

Auch die Schmerzen beim Gehen wurden besser, von 3 auf Null Ibu Tabletten am Tag. Leider ist der Schmerz noch nicht ganz weg und kommt je nach Muskelbelastung wieder. Vielleicht kommt dieser auch von der Bandscheibe, ich arbeite daran. Hier helfen mir Übungen von Liebscher und Bracht. Gut Ding will Weile haben. Der Körper braucht Zeit nach einmal Jahr Gangumstellung wieder ins Lot zu kommen. Think positiv! Doch es ist sicherlich nicht nur die Ernährung. Es ist ein Zusammenspiel von verschiedenen Bausteinen.

 

"Ein Kuchen besteht auch nicht nur aus Mehl.
Die Zutaten und Backzeiten kann jeder variieren, die Geschmäcker sind unterschiedlich.“

 

Gab es vielleicht sogar messbare Veränderungen?
Gehstrecke, Ausdauer. „Selbstverständlich. Es wird täglich besser, wenn man so will. Die Strecken werden länger bis ich kurz einmal stehen bleibe. Nach ca. 40 Minuten einfach mal kurz Stop und dann weiter, am besten gar nicht drüber nachdenken, sondern weiter geradeaus. Alles was ich schon einmal konnte, kann ich wieder tun – wetten?

Was war der positivste Überraschungseffekt?
„Die Feststellung was alles möglich ist und wie gut es sich anfühlt, wenn man los geht, sich auf Neues einlässt und Dinge ausprobiert, zurückblickt und freudig feststellt wie ungeahnt weit man schon gekommen ist und gleichzeitig weiß, dass da noch viel mehr drin ist. Man kann sich freuen und muss den Blick über den Tellerrand wagen. Es ist nicht nur das eine oder das andere was einen nach vorne bringt, es sind viele verschiedene Dinge, man muss sich nur trauen, auf den Weg machen., Dinge ausprobieren und gucken was es mit einem macht. Wenn man zudem weiß, dass unser Bewusstsein 1,5 cm und unser Unterbewusstsein 11 km „groß“ ist (Vera F. Birkenbihl), unser Unterbewusstsein für uns arbeitet, ergeben sich ungeahnte Möglichkeiten. Und, wie heißt es so schön: Schlechte Laune muss nicht sein!"

Was würden Sie jemandem raten, der mit dem Thema liebäugelt und sich noch nicht recht traut?
„Man kann den Körper durch richtige Ernährung sicherlich bei der Selbstregenerierung unterstützen. Ausprobieren! Wenn man sich in einem Zustand befindet, der einem nicht gefällt, hat man immer die Wahl. Nichts tun und alles bleibt vielleicht wie es ist. Oder… mutig sein und etwas Neues für sich ausprobieren, gucken was es mit einem macht, stolz auf sich sein, das man diesen Schritt gewagt hat und sich vielleicht wie verrückt freuen, weil man feststellt wie positiv sich einiges entwickelt. Frei nach dem Motto: Wenn einer eine Reise tut… .“

Sie haben begeistert von dem Kinofilm Blinddate mit meinem Leben berichtet. Was genau hat Sie so daran fasziniert? Gab es da etwas, was Sie gerne mehr verinnerlicht hätten?
„Dieser Film ist eine wahre Geschichte, die verfilmt wurde. Wieder eine Person, die mich beeindruckt hat. Trotz einer extremen Sehbehinderung verfolgt Saliya Kahawatte sein Ziel und erreicht es. Der Film zeigt, dass es zudem ungemein hilfreich ist, wenn man Menschen hat, die zu einem stehen, die einen durch konstruktive Kritik während eines Tiefes wieder in die Spur bringen, um sein Ziel weiter verfolgen zu können und zu erreichen. Er selbst sagt: Nach einem Tief, folgt ein Hoch. Richte Dich auf, der Blick geht nach vorne und es wird besser. Das ist aus meiner Perspektive genau die richtige Einstellung, die ich teile. Sein Ziel immer im Blick haben und sich auf den Weg machen.“

 

Schau Dich doch auch mal bei den MS Links um, vielleicht ist was für Dich dabei.